Lang haben wir ihn herbeigesehnt und jetzt ist er endlich da: der Sommer! Die warmen Sonnenstrahlen verwöhnen unseren Körper und unsere Seele. Die feinsten Garten-Delikatessen sind bereits reif, kurz davor oder auf bestem Wege. Du hast die Freibad-Saison ist bereits eröffnet oder tust dies bald?

Pitta-Zeit!

Im Ayurveda ist der Sommer Pitta-Dosha Zeit und wird in den frühen und späten Sommer unterschieden. So zeigt sich der erste Teil häufig noch mit kraftvollen Farben, kühlen Morgen- und Abendstunden. Je nach Wettereinfluss kann sich das im Laufe des Sommers ändern. Die Natur wird trockener, die Farben verblassen und eine kräftige Erfrischung oder gar Wasser wird Mangelware.

Welcher Typ bist du und wie sehr liebst du den Sommer?

Während Menschen mit einem dominanten Vata und Kapha-Dosha nicht genug bekommen können von der Wärme und der Sonne, kann es bei Jemandem mit viel oder einem dominanten Pitta-Dosha auch recht schnell „GENUG!“ werden. Das liegt in der Natur und am Grundsatz des Ayurveda, in Balance mit jener zu leben.

Pitta-Dosha und Hinweise auf ein Zuviel davon.

Heiß ist eine der Eigenschaften von Pitta. Ist dieses Dosha von Natur aus stark in uns verankert (oder auch in Form von Zuviel/einer Imbalance manifestiert), dann können uns heiße Temperaturen von außen ganz schön auf die Palme bringen und dafür sorgen, dass wir uns nicht so gut fühlen.

Wie erkenne ich einen Pitta-Überschuss?

Ein Zuviel am Element Feuer und Pitta-Dosha kannst du zum Beispiel merken, in dem deine Haut verrücktspielt und du verstärkt zu Pickeln und Entzündungen neigst. Hast du das Gefühl, dass du öfters sauer aufstoßen musst oder spürst Sodbrennen? Das und Gefühle wie Anspannung, Wut, Aggressivität oder Kritiksucht können auch häufig auf ein erhöhtes Pitta hindeuten.

Den Sommer genießen!

Mit diesen Tipps kannst du auch im Sommer fit und vital bleiben und die schöne Jahreszeit genießen:

1) Cooler Lifestyle

Aus ayurvedischer Sicht sind Routinen sehr wichtig. Allerdings macht es keinen Sinn 365 Tage im Jahr alles immer gleich zu tun. Durch den frühen Sonnenaufgang können wir im Sommer einfacher und vitaler sehr früh morgens aufstehen. Das hat die Natur gut eingerichtet, denn dann haben wir genug Zeit, um etwa unsere sportlichen Aktivitäten auf die Morgenstunden zu verlegen oder grundsätzlich früher am Tag aktiv zu werden oder mit der Arbeit zu beginnen.

Du kannst dir deine Arbeitszeit frei einteilen? Dann schau, dass du früh zur Arbeit gehst und die schwierigen und aufreibenden Arbeiten in der Frühe erledigst.

Schaffst du es morgens nicht aktiv zu sein? Dann schau, dass du dich zum Laufen wenigstens in den Wald verdrückst oder im Sommer eher ein paar Bahnen im Schwimmbad ziehst.

Du möchtest die frühen Morgenstunden nutzen und etwas Yoga auf deiner Terrasse oder im Garten machen? Der aktive Sonnengruß gibt dir Energie für den Tag.

Perfekt für den Sommer ist auch Yin Yoga. Kühlend, entspannend und dehnend kannst du dir und deinem Körper auch in der Mittagspause oder am Nachmittag was Gutes tun. Durch die sehr passiven Haltungen kannst du dich wunderbar entspannen und neue Kraft für den Rest des Tages generieren.

2) Kühlende Auszeiten

Wenn dir die Hitze zu schaffen macht, schau, dass du dir deine kühle Oase schaffst. Schwimmen im Freibad oder ein erfrischendes Fußbad können helfen.

In Mitteleuropa und auch zeitweise Südeuropa sinken die Temperaturen nachts, was förderlich für einen guten und entspannenden Schlaf ist. Erfrischendes Lüften am späten Abend oder frühen Morgen kühlen die Wohnräume und bei entsprechendem „Klima-Management“ (Fenster geschlossen halten, verdunkeln…) kann das eine Weile vorhalten.

Klimageräte sind noch nicht so alltäglich in Mitteleuropa, sollten jedoch unbedingt einmal in Erwägung gezogen werden, wenn die Hitze zu lange und zu unerträglich für dich wird.

3) Siesta für mehr Energie

Auch wenn Ayurveda grundsätzlich vom Tagschlaf abrät, kann im Sommer eine Ausnahme gemacht werden und ein „power nap“ wahre Wunder wirken.

Lange Tage und eine hitzige Mittagzeit können uns ganz schön zu schaffen machen. Wenn du es einrichten kannst, nimm dir eine kurze Auszeit für Mittagschlaf. Achte aber unbedingt darauf, dass dieser nicht länger als 20 Minuten andauert.

Ich persönlich bin jedes Mal begeistert, wie viel neue Energie und Vitalität ich damit generieren kann. Meistens lege ich mich auf meine Yogamatte, Beine hüftbreit auseinander, Arme leicht vom Körper entfernt. Den Timer stelle ich auf 20 Minuten, bin aber meist von alleine und nach spätestens 15 Minuten wieder fit.

4) Das Verdauungsfeuer stärken

Vielleicht kennst du das – typisch für Vata- oder Kapha-dominante Konstitutionstypen: es ist heiß und du hast gar keinen richtigen Appetit. Denn mit steigenden Temperaturen draußen wird unser inneres Verdauungsfeuer Agni schwächer. Essen wir dann einen Salat, Obst oder etwas anderes Kaltes, kann es passieren, dass der Bauch grummelt oder sich bläht und wir uns sogar noch erschöpft fühlen. Im Ayurveda sprechen wir bei diesen minderwertigen Verdauungsprozessen auch davon, dass Ama (Stoffwechsel-Schlacken) entstehen, die uns auf lange Sicht sogar krank machen können.

Schauen wir in Länder, in denen es schon mal so richtig heiß werden kann, werden wir feststellen, dass scharfe oder anregende Gewürze zu einer Mahlzeit dazu gehören und dass auch dort warmes Essen vorrangig verzehrt wird. So sind z.B. Ingwer und Chillies in Asiens Küchen kaum wegzudenken.

Also auch wenn es dich nach einem knackigen Salat gelüstet oder du dich mit frischem Obst ergötzen möchtest, achte auf deine Verdauung in dem du z.B. deinem Salat ein anregendes Dressing hinzufügst. Senf beispielsweise, mit seinen scharfen Eigenschaften, kann beim Verzehr eines kalten Essens die Verdauung positiv anregen. Oder iss frisches Obst nur pur und mit Abstand von mindestens 20 Minuten zu anderen Mahlzeiten.

In der Mittagszeit übrigens ist unser Verdauungsfeuer das ganze Jahr über am aktivsten und hat noch viel Zeit bis zur Nachtruhe, um Alles gut zu verdauen.

Mein Tipp für Alle, die nicht nur im Sommer eine empfindliche Verdauung haben und bei denen immer viel Vata (Luft) mit im Spiel ist: die ayurvedische Gewürzmischung Hingvashtaka. Die mit ihrem scharfen und bitteren Geschmack (besteht aus Hing/Asafoetida und anderen Gewürzen, wie z.B. Kreuzkümmel, Ingwer, Pippali, Pfeffer und Kümmel und wird vor dem Essen oder mit dem ersten Bissen genommen) die Verdauung anregt. Hast du eine Pitta dominierte Verdauung und neigst eher zu Durchfall dann lass die Hände davon und integriere Gewürze wie Kurkuma, Koriandersamen oder auch Minze in deine Sommerküche.

5) Saisonal und regional Essen

Schauen, wir in die Natur, dann wächst gerade jetzt das, was uns am besten bekommt.

Regional und saisonal zu essen ist, mit Blick auf Lieferketten, Umweltschutz und Nachhaltigkeit, wieder stark im Vormarsch. Im Ayurveda, der Lehre vom Leben, ist dies seit tausenden von Jahren manifestiert, geht es doch darum, dass wir unsere höchsten Potentiale und Gesundheit voll ausschöpfen können, wenn wir in Balance mit der Natur leben.

So finden wir viel Grünes auf der sommerlichen Menükarte, wie z.B. die Gurke, die uns mit Feuchtigkeit versorgt und gleichzeitig kühlt. Auch Zucchini, Salate oder Kräuter schmecken lecker, besänftigen Pitta-Dosha und wachsen wunderbar in Hochbeeten oder Balkonkästen .

Den süßen Geschmack der nicht nur Pitta ausgleicht, sondern auch das gestresste Vata-Dosha in uns zur Ruhe bringt kann man lecker in reifen und saftigen Früchten finden.

Kräuter wie Minze, Basilikum, Rosmarin, Salbei, Koriander, Verbene oder Thymian können Pitta regulieren, ohne die Verdauung einzuschränken. Rosmarin, Minze und Verbene zum Beispiel sind darüber hinaus noch besonders gut für unser Agni (Verdauungsfeuer).

Kurkuma, was teilweise auch im ein oder anderen Garten schon seinen Platz gefunden hat, ist ein sehr intensives Gewürz, was mit seinem bitteren Geschmack Pitta balanciert und die Verdauung anregt. Für mich besonders im Sommer die 1. Wahl.

6) „Richtig Trinken“

Eiskalt und viele Eiswürfel passt leider nicht so doll. Nicht nur, dass solche Getränke dein Verdauungsfeuer Agni reduzieren, auch unser Körper wird beim Genuss von eiskaltem Wasser sofort mit dem Reflex konfrontiert, dass er Wärme produzieren muss, um gegen die Kälte anzugehen. Die vermeintliche Abkühlung lässt dich somit erst nochmal richtig ins Schwitzen kommen.

Mit den richtigen Zutaten kannst du dich auch mit zimmertemperatur-kühlen Getränken erfrischen. Minze ist dabei der Renner, zusammen mit bitterem, grünem Tee und süßem Zucker oder Süßholz. Jeder, der in Nordafrika schon mal unterwegs war, konnte dieses Heißgetränk vielleicht schon bei 40 Grad erleben und sich seiner Wirkung erfreuen.

Trendy seit Jahren „infused water“: Wasser mit Gurkenscheiben, Koriandersamen- oder Blättern, Basilikum, Rosenblättern, Minze, Beeren… deiner Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.

Gerstenwasser oder „barley water“ schmeckt lecker und ist auch im Sommer ein Hit!

Kirsch-Chutney

Etwa 500gr Süßkirschen entsteinen.

Kokosfett in einem Topf erhitzen und eine kleine Zwiebel und 4 Lorbeerblätter darin anrösten. Kirsche sowie je nach Geschmack etwas Rosmarin, Ingwer, Kardamom-Kapseln und grünen Pfeffer hinzugeben.

Rühren und a 10 – 15 Minuten köcheln lassen. Mit Salz abschmecken und fertig.

Schmeckt lecker zu Gegrilltem, Salaten, Reis- und Gemüsegerichten.

Sommer-Salat-Dressing

2 EL Sesampaste (Tahini), 2 EL Olivenöl, 2 EL Limettensaft, 1 EL Tamari (Sojasauce) und 1 EL Agavensirup vermischen.

Mein Tipp: Für einen schnellen Salat, bereite dir ruhig etwas mehr Dressing zu.

Kurkuma-Limonade

1/4 TL Kokosöl, 2 gehäufte TL Kurkuma oder Kurkuma-Latte Mischung mit etwas Wasser in einen Topf geben und einmal aufkochen lassen.

500ml Wasser, 70gr Rohrohrzucker und eine klein geschnittene Bergzitrone (die mit der dicken Schale) in Bio-Qualität zusammen mit der Mischung in einen Mixer geben und so klein wie möglich mixen. Mit weiteren 1 bis 1,5 Liter Wasser auffüllen und verrühren.

Du kannst Alles durch ein Sieb geben oder die Limo mit Fruchtfleisch genießen.