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Warum Frauen angeblich nicht alles haben können – und warum wir bei Lebensphasen und Alter völlig falsch liegen

Es ist in den letzten Wochen viral gegangen. Das statement von CocaCola Co. CEO, Indra Nooyi. Als ich das Interview „Women can’t have it all“ gesehen habe, habe ich gleichzeitig genickt und innerlich widersprochen. Nicht, weil sie Unrecht hätte. Sondern weil dieser Satz oft wie ein Schlussstrich benutzt wird – als Erklärung dafür, warum es eben so ist, wie es ist.

Ich glaube, die Wahrheit liegt tiefer. 

Ich bin heute 50. Ich habe viel erreicht. Ich hatte die letzten zwei Jahrzehnte einen Mann an meiner Seite, der meine Arbeit gewehrtschätzt und mich unterstützt hat. Und trotzdem war ich häufig diejenige, die zurückgesteckt hat zugunsten der Top-Karriere meines Mannes.

Nicht aus fehlendem Ehrgeiz. Nicht aus mangelnder Kompetenz.
Sondern weil es im Alltag oft so läuft: Einer kann voll rein. Einer hält das System stabil. Und erstaunlich oft ist klar, wer welche Rolle übernimmt – auch in sehr modernen Partnerschaften.

Das leise Aussortieren 

Karriere ab 40+ ist für viele Frauen auch beruflich keine Endphase, sondern eine Kompetenzphase. Und trotzdem beginnt oft das leise Aussortieren, mit Folgen bis hin zu Ausbruchswünschen. Genau in dem Moment, in dem viele Frauen wieder mehr Luft hätten, weil Kinder selbstständiger sind, weil Klarheit da ist, weil Erfahrung und innere Stabilität gewachsen sind, beginnt häufig etwas anderes: das leise Aussortieren.

Nicht offiziell.
Nicht als klare Entscheidung.
Sondern subtil.

Weniger große Projekte.
Weniger Sichtbarkeit.
Weniger Entwicklung.
Mehr Sätze wie: „Wir suchen jemanden Dynamischen.“

Das ist paradox. Denn für viele Frauen ist diese Lebensphase keine des Rückzugs, sondern eine der Wirksamkeit. Weniger Getriebensein, mehr Fokus. Weniger Beweisen, mehr Klarheit. Und oft: echte Lust, Verantwortung zu übernehmen.

Was hier verloren geht, ist kein Potenzial am Anfang – sondern Kompetenz auf den Punkt.

Der eigentliche Denkfehler: Wir behandeln Phasen wie Urteile

Das Grundproblem ist nicht Karriere. Das Problem ist, dass wir Lebensphasen nicht mitdenken:

Kinder brauchen phasenweise mehr.
Eltern werden pflegebedürftig.
Körper, Energie, Schlaf verändern sich.
Und auch innere Prioritäten verschieben sich.

Das ist kein Zeichen von Schwäche. Es ist Leben.

Eine karriereorientierte Frau muss nicht aussteigen, wenn die Familie sie braucht. Sie müsste nur zeitweise entlastet werden, ohne dass ihre Ambition, Leistungsfähigkeit oder Führungsstärke sofort infrage gestellt werden.

Denn ja: Für viele ist das eine Phase.
Und Systeme machen daraus ein Urteil.

Wenn schleichendes Ausbrennen den Wunsch nach Ausbruch erzeugt

Was dabei oft übersehen wird:
Schleichendes Ausbrennen führt nicht nur zu Erschöpfung. Es erzeugt einen inneren Drang, auszubrechen.

Nicht unbedingt, weil jemand wirklich weg will. Sondern weil sie sich selbst kaum noch spürt.

Ich erlebe viele Frauen, die äußerlich funktionieren, Verantwortung tragen, zuverlässig sind und innerlich zunehmend das Gefühl haben, in ihren Rollen zu verschwinden.

Dann tauchen Gedanken auf wie:

„Ich halte das nicht mehr aus.“
„Ich will hier raus.“
„Vielleicht brauche ich einen kompletten Neuanfang.“
„Ich will etwas machen, wo ich mich wieder spüre.“
Wo ich als Mensch gesehen werde, nicht nur als Funktion.

Das kann sich privat zeigen als Trennungsimpuls oder grundlegende Zweifel an der eigenen Beziehung.
Und beruflich als unterschwelliger Wunsch, den Job hinzuschmeißen und „etwas ganz anderes“ zu machen.

Wichtig ist zu verstehen, dass dieser Wunsch oft nicht aus Klarheit entsteht sondern aus Überlastung und der daraus resultierenden Erschöpfung und Unzufriedenheit.

Viele Frauen glauben dann, der Job sei falsch. Oder das Leben. Oder sie selbst.
Dabei ist häufig nicht die Tätigkeit das Problem, sondern die Dauerüberforderung ohne nachhaltige Entlastung, ohne Sichtbarkeit, ohne Resonanz.

Ich bin überzeugt:
Es gäbe eine hohe Zahl an Frauen, die gar nicht erst darüber nachdenken würden auszubrechen – weder beruflich noch privat -, wenn sie nicht körperlich und mental über Jahre verbrannt wären.

Nicht alles muss weg. Aber etwas muss sich ändern.

Artikel: Energie-neu-denken-stress-wechseljahre-und-resilienz- ab 40

 

Karriere in Wellen – statt Karriere als Dauerlauf

Ich glaube nicht an lineare Karrieren. Ich glaube an Wellen.

Es gibt Phasen, in denen jemand voll reingeht: Verantwortung, Projekte, Sichtbarkeit, Führung.
Und es gibt Phasen, in denen Stabilität wichtiger ist als Expansion: weniger Masse, mehr Fokus, mehr Lebensrealität.

Und dann gibt es Phasen, in denen dieselbe Frau wieder hochfährt: mit Klarheit, Motivation und einer Reife und Erfahrung, die man nicht lernen kann.

Wenn Unternehmen das ernst nehmen würden, hätten wir nicht weniger Leistung. Sondern bessere. Nachhaltigere.

Weil Frauen sich nicht an der Masse der Projekte verbrennen.
Weil sie nicht irgendwann komplett aussteigen.
Sondern weil sie im System bleiben und zurückkommen, wenn Energie und Fokus wieder da sind.

Mit Mitte 40.
Mit 50.
Mit Mitte oder Ende 50…

Und ja: mit echtem Hunger auf Verantwortung.

Was wir ändern müssen – konkret und ehrlich

Entlastung ohne Karriereabwertung
Weniger Projekte für eine Zeit dürfen nicht heißen: weniger Vertrauen.

Midlife als Kompetenzphase begreifen
40, 50 oder 60 ist kein Risiko. Es ist oft Klarheit, Prioritätensetzung und Führungskraft ohne Drama und Ego-Overkill.

Rollen müssen verhandelbar bleiben – auch privat
Unterstützung ist gut. Faire Verteilung ist besser. Und sie darf sich pro Lebensphase verändern.

Weg von Dauerverfügbarkeit als Leistungsmaßstab
Immer verfügbar zu sein ist definitiv kein Zeichen von Stärke oft nur von fehlenden Grenzen.

Warum ich das so klar sage

Weil ich selbst erlebt habe, wie schnell man in den Modus rutscht: Ich stecke halt zurück, damit es läuft.
Und weil ich heute Frauen begleite, die viel geleistet haben und sich irgendwann selbst verloren fühlen.

Ich glaube nicht, dass Frauen „nicht alles haben können“.
Ich glaube, wir müssen endlich aufhören, Lebensphasen wie Defizite zu behandeln.

Wenn wir das ändern, passiert etwas Entscheidendes:

Frauen bleiben im Spiel.
Sie fallen nicht raus.
Sie müssen nicht ausbrennen, um gehört zu werden.

«Und dann geht es nicht mehr um >alles haben<. Sondern darum, so zu leben und zu arbeiten, dass du glücklich und zufrieden bist und es dich nicht kaputt macht.»

Über Ariane

Ich bin Ariane – Coachin und Ayurveda-Expertin. Mit Klarheit, Geduld und einem offenen Herzen begleite ich Frauen in Zeiten des Umbruchs. Mein Ansatz verbindet Spiritualität mit Bodenständigkeit, damit du innere Stärke findest und dein Leben selbstbestimmt, erfüllt und voller Lebenskraft gestalten kannst.

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