Wenn Energie sich verändert
Kennst du das: Dinge, die früher leichtfielen, kosten plötzlich mehr Kraft. Der Tag zieht mehr Energie, die Erholung dauert länger.
Und irgendwann ist sie da – diese Ahnung: Etwas im System verschiebt sich.
Ich erlebe das bei mir selbst und in vielen Gesprächen mit Frauen, die mitten im Leben stehen, beruflich erfolgreich, engagiert, präsent. Und die trotzdem spüren, dass ihr Akku anders reagiert als früher.
Nicht, weil sie schwächer werden. Sondern weil der Körper und die Psyche anfangen, sich neu zu organisieren.
Was in der Perimenopause passiert
Der eigentliche Umbruch beginnt früher, als viele glauben.
Die Perimenopause – also die hormonelle Übergangsphase vor der Menopause – startet oft schon zwischen 38 und 45 Jahren. In einer Zeit, in der das Thema „Wechseljahre“ für viele Frauen noch weit weg scheint.
In dieser Phase verändert sich das hormonelle Zusammenspiel. Progesteron sinkt zuerst, Östrogen schwankt – mal zu hoch, mal zu niedrig. Das beeinflusst direkt Energie, Schlaf, Konzentration und Stimmung.
Viele Frauen 40+ berichten von Unruhe, innerer Gereiztheit, Erschöpfung oder plötzlichen Leistungseinbrüchen und verstehen nicht, was auf einmal los ist.
Doch das ist kein Mangel, sondern ein biologischer Umbau. Der Körper zieht Energie nach innen, um sich auf eine neue Lebensphase einzustellen.
Zwischen 40 und 60 – das "Longevity-Fenster"
Die Jahre zwischen 40 und 60 sind entscheidend. In dieser Zeit wird das Fundament gelegt, wie und wie schnell wir altern.
Was wir jetzt für unseren Körper, unsere Ernährung, Bewegung und mentale Gesundheit tun, beeinflusst unsere Langlebigkeit und die Art und Weise, wie wir altern, messbar.
Medizinisch gesehen verändert sich die Zellregeneration, der Stoffwechsel verlangsamt sich, Muskeln und Knochen brauchen mehr Pflege.
Psychologisch gesehen hinterfragen viele Frauen ihr Tempo, ihre Prioritäten, ihre Art zu leben.
Im Ayurveda wird diese Phase als Übergang von Pitta zu Vata beschrieben:
Das Feuer, das uns jahrzehntelang angetrieben und zusätzlich unterstützt hat – Tatkraft, Gestaltung, Ehrgeiz – wird leiser.
Gleichzeitig steigt das Prinzip von Bewegung, Feingefühl und Subtilität – Vata.
Das öffnet neue Räume für Intuition, Reflexion und Kreativität.
Aber: Wer weiter auf Dauerfeuer bleibt, verbrennt.
Denn Vata ist sensibel. Es steht für Leichtigkeit, aber nicht unbedingt für Regeneration und Stabilität.
Energieverlust ist kein Versagen
Viele Frauen spüren diesen Wechsel zuerst als schleichenden Energieverlust. Sie schlafen schlechter, reagieren empfindlicher, sind schneller erschöpft.
Das ist keine Krise – es ist eine Einladung, den eigenen Energiehaushalt neu zu gestalten.
Resilienz in dieser Lebensphase bedeutet nicht, weiter zu funktionieren.
Sie bedeutet, achtsam zu werden für das, was trägt – und loszulassen, was erschöpft.
Was jetzt stärkt
Wenn Vata oder das Feine, Subtile in uns steigt, braucht es weniger Druck und mehr Erdung und Nährung.
Nicht härter werden, sondern weicher und nährender im Umgang mit sich selbst.
Diese stabilisierenden Faktoren geben dir heute und für deine Zukunft Balance und Energie:
Schlaf: 7–8 Stunden pro Nacht, regelmäßig und möglichst vor Mitternacht. Nicht als Luxus, sondern als Regeneration.
Nähren – innen und außen: Warmes, leicht verdauliches Essen, Öl, Berührung, Bewegung in der Natur.
Routinen: Wiederkehrende Abläufe geben Halt und senken das innere Grundrauschen.
Zufriedenheit: Nicht alles muss optimiert werden. „Genug“ und Dankbarkeit für das was ist, kann eine sehr heilende Haltung sein.
Erdung statt Antrieb: Weniger Reize, mehr Wärme, mehr Präsenz.
Das sind keine Lifestyle-Tipps – sie sind Biologie und Bewusstsein zugleich.
So entsteht ein echtes und gesundes Fundament für deine Longevity: nicht durch Leistung, sondern durch Balance und Selbstfürsorge.
Impuls für deinen Tagesbeginn
Beginne jeden Tag bewusst:
Ein Glas heißes Wasser, ein paar tiefe Atemzüge, kein Blick aufs Handy in den ersten Minuten.
Das klingt einfach – und ist doch ein Training für das Nervensystem.
Fazit – Energie ist Beziehung
Energie ist nichts, das man einfach auffüllt.
Sie entsteht in Beziehung – zu dir selbst, zu deinem Körper, zu deinem Tempo.
Wenn du lernst, diese Beziehung zu pflegen, verändert sich, wie du lebst, arbeitest und dich erholst.
In der Lebensmitte geht es nicht darum, noch mehr zu leisten, sondern bewusster mit der eigenen Kraft umzugehen.
Wer das versteht, legt die Grundlage für echte Lebenskraft – ruhig, klar, reif.
„Nicht 50 ist das neue 40.
50 ist 50. Und das darf gut sein.“
– Ariane Hotzel